Fühlen und staunen...
Reiterliches Vermögen, Ausbildung und Qualität des Pferdes, artgerechte Haltung und Pflege sowie ein gewachsenes Vertrauen zwischen Reiter und Pferd sind wichtige Grundlagen für die erfolgreiche reiterliche Arbeit - jedoch auch wenn diese Kriterien erfüllt sind, können Verspannungen oder Fehlhaltungen Reiter und Pferd bei der Arbeit an einem vollkommenen Bewegungsfluss vor unüberwindliche Hürden stellen.
Entscheidend für die reiterliche Entwicklung ist die Fähigkeit, den eigenen Körper in Bewegung wahrzunehmen. Nur wenn man sich der eigenen Bewegungen bewusst ist - sie fühlen kann - ist man auch in der Lage, sie zu steuern.
Neben der Fähigkeit sich geschickt zu bewegen, verlangt Reiten aber auch ein hohes Maß an Balance. Überwiegend einseitige geistige oder körperliche Beschäftigung nimmt dem Körper jedoch die Möglichkeit, diese zu lernen.
Für eine Weiterentwicklung des Bewegungsflusses beim Reiten ist reines Krafttraining nicht besonders geeignet. Vielmehr braucht ein effektives Training das selektive Anspannen und Loslassen (z.B. feines Anspannen der treibenden Beinmuskulatur, während die übrigen Muskelgruppen entspannt bleiben, um eine gegenteilige Reaktion beim Pferd zu vermeiden). Eine optimale reiterliche Vorbereitung sollte mit gezielten Übungen Körperwahrnehmung, Koordination, schnelles Reaktionsvermögen, Feingefühl und Gleichgewicht schulen.
Warum nicht den Alltag nutzen, um sich selbst in Bewegung bewusster zu erfahren? Man kann als Rechtshänder Tätigkeiten auch mal mit Links ausführen, mit der eigenen Kraft experimentieren, um herauszufinden, ob sich bestimmte Dinge auch mit weniger Anstrengung ausführen lassen. Man kann einen Weg auch mal ein Stück rückwärts oder seitwärts gehen oder sogar auf allen Vieren krabbeln. Sich auf eine andere Weise zu bewegen, ermöglicht unserem Gehirn das Lernen. Es regt viele körperliche und geistige Funktionen an - und lässt uns staunen, wie einfach sich unser Körpergefühl (auf dem Pferd) wandeln kann.